Wir begrüßen Frau Kodak als neue Pächterin des Schulcafés. Das Angebot umfasst zahlreiche Getränke und mehrere kleine Speisen.
Sie ist keine Schülerin und doch ist sie jeden Tag hier an der JLS und sorgt sich um unser aller leibliches Wohl. Höchste Zeit, diese Person genauer vorzustellen. Die Klasse FW11 traf sich mit der Betreiberin unseres Schulcafés zum Interview.
FW11: Erzählen Sie etwas über sich.
Sevda Kodak: Mein Name ist Sevda Kodak und ich bin seit 1977 hier in Deutschland und seit 35 Jahren lebe ich hier in Frankfurt, vorher habe ich im Ruhrgebiet gelebt, also in Dortmund. Die Schule habe ich hier in Deutschland besucht, ich habe einen Realschulabschluss, danach habe ich keine Lehre gemacht, aber ich habe 16 Jahre lang als Bäckerin gearbeitet.
FW11: Also selbstständig oder in einer Bäckerei?
Sevda Kodak: Nein, als Angestellte hier im Nordend in Frankfurt. Ich habe zwei Kinder, bin verheiratet. Das Geschäft hier führe ich seit Oktober 2021, nach den Herbstferien habe ich angefangen. Ich bin sehr, sehr zufrieden.
FW11: War hier auch schon vor Ihnen ein Kiosk?
Sevda Kodak: Vorher war dies auch ein Kiosk, der Vorbesitzer hat mir das überlassen, er war Bäcker, ich habe 16 Jahre lang für ihn gearbeitet und er hat mir den Kiosk als Dankeschön überlassen.
FW11: Sie haben es also nicht gekauft.
Sevda Kodak: Nein gar nicht, ich habe den Kiosk vom Stadtschulamt gepachtet, also ich bezahle auch jeden Monat Miete.
FW11: Was hat Sie dazu gebracht?
Sevda Kodak: Das kam für mich spontan, war genau im Lockdown, der Vorbesitzer hat mich angerufen und mir das Angebot gemacht, er hat mir auch einen Tag Zeit zum Nachdenken gegeben. Ich habe dann zugesagt, das ist sowas wie ein Hobby für mich, das macht mir sehr viel Spaß.
FW11: Wie war Ihr Start und wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?
Sevda Kodak: Das war in der Corona-Zeit, es war erstens sehr anstrengend und zweitens auch vom Umsatz her sehr wenig. Ich war zu Beginn ziemlich schockiert darüber, aber jetzt läuft es deutlich besser. Jetzt nach den Sommerferien ging es richtig los und so, wie es jetzt läuft, bin ich sehr zufrieden.
FW11: Wie verläuft ein typischer Arbeitsalltag?
Sevda Kodak: Ich fange morgens früh an. Die ersten Schüler:innen kommen erst um 07:20 Uhr. Ich fange um 06:00 Uhr an, sonst schaffe ich es nicht, bis die ersten kommen. Ich starte mit dem Backen von vier Blechen bis 07:00 Uhr. Also Croissants, Knusperstangen… die backe ich morgens frisch. Danach fange ich an, die Brötchen zu belegen.
FW11: Sie machen alles selbst?
Sevda Kodak: Vieles mache ich selbst, die Brötchen, Brezeln, Schokotaschen etc. werden geliefert, den Rest backe ich selbst, also Börek, Stangen, Croissants und Donuts.
FW11: Ist das ein Familienbetrieb?
Sevda Kodak: Nein, mein Mann arbeitet am Flughafen.
FW11: Ach so, und die Dame, die manchmal mit Ihnen arbeitet?
Sevda Kodak: Sie ist meine Teilzeit-Angestellte.
FW11: Die Hilfe brauchen Sie auch?
Sevda Kodak: In der ersten Pause ist immer viel los, in der zweiten ebenso, wenn auch etwas weniger. Ab 12 Uhr ist dann nicht mehr viel los, aber wir bleiben bis zur sechsten Stunde.
FW11: Also in den Pausen ist richtig viel los, kommen während des Unterrichts auch Kunden?
Sevda Kodak: Nein, während des Unterrichts kaum, vielleicht ein bis zwei.
FW11: Ich hätte vermutet, dass in der zweiten Pause mehr los ist, also in der halben Stunde Pause.
Sevda Kodak: Die meisten gehen dann draußen einkaufen. Sie haben dann mehr Zeit.
FW11: Erweitern sie mithilfe von Wünschen der Kunden auch ihr Sortiment?
Sevda Kodak: Ich frage die Schüler, ich bin für alles offen. Ich frage, was sie haben möchten, ob sie etwas anderes dazu möchten. Auf Wünsche gehe ich schon ein.
FW11: Tabak oder Red-Bull, das dürfen Sie nicht verkaufen, oder?
Sevda Kodak: Nein, das ist verboten. Das steht auch in meinem Vertrag, dass ich das nicht verkaufen soll.
FW11: Was dürfen Sie noch alles nicht verkaufen?
Sevda Kodak: Kaugummis und Alkohol.
FW11: Verständlich, waren Sie auch an anderen Schulen oder ist die Julius-Leber Ihre erste Schule?
Sevda Kodak: Ich habe von 2006 bis 2010 in einer Gesamtschule gearbeitet. Wir haben dort die Schüler:innen bekocht und bedient. Das gehörte auch dem Vorbesitzer, er hatte eine Schulkantine, einen Kiosk und eine Bäckerei gehabt. Für ihn habe ich insgesamt 16 Jahre gearbeitet.
FW11: Arbeiten Sie nebenbei noch woanders?
Sevda Kodak: Nein, das ist meine Vollbeschäftigung.
FW11: Was ist, wenn Sie oder Ihre Angestellte krank werden und nicht arbeiten können?
Sevda Kodak: Sie übernimmt für mich und ich übernehme für sie.
FW11: Wie hoch ist Ihr Tagesverbrauch?
Sevda Kodak: Ich verkaufe täglich ca. 60-70 belegte Brötchen, vom Restsortiment gehen pro Tag und Sorte ca. 10-20 Stück weg.
FW11: Haben Sie auch Alternativen, falls sich jemand vegan oder vegetarisch ernährt?
Sevda Kodak: Ja, ich habe auch nur Käsebrötchen für die Schüler:innen, die sich vegetarisch ernähren, des weiteren versuchen wir unser veganes Angebot stetig zu erweitern. Dies gilt auch für gluten- und lactosefreie Produkte.
FW11: Und die Wurst, ist die halal?
Sevda Kodak: Pute nicht, nur Salami.
FW11: Gibt es abschließend noch etwas, was Sie den Leser:innen mitteilen möchten?
Sevda Kodak: Ich würde mich freuen, wenn noch mehr Schüler:innen bei mir einkaufen. Die Preise sind gut im Vergleich zu draußen. Ich mache täglich frische Sachen. Außerdem möchte ich noch erwähnen, dass ich sehr dankbar dafür bin, dass ich von allen Mitgliedern der Schulgemeinde sehr gut aufgenommen worden bin und dass ich von jedem sehr freundlich und respektvoll empfangen worden bin. Dies zeigt sich bis heute im täglichen Miteinander.
FW11: Das freut mich sehr und unsere Leser:innen sicherlich auch. Vielen Dank für Ihre Zeit und das Gespräch. Wir alle wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg mit dem Schulkiosk.
Das Gespräch führte Aabir Fares (FW11)